Da feiert Landeshauptmann Erwin Pröll heuer seinen 70er und dann ausgerechnet das: Im Jahresranking der Personen mit den meisten Sendeminuten im ORF landet der niederösterreichische Landeschef nur auf Platz 2 hinter ZIB2-Anchorman Armin Wolf! Erwin Pröll war alles andere als amused, das unmittelbar nach Bekanntwerden des Rankings erfolgte äußerst emotionale Telefonat mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sei laut Angaben mehrerer ORF-Mitarbeiter (die nicht namentlich genannt werden wollen) bis in die ORF-Kantine im Nachbargebäude zu hören gewesen.
Da Landeshauptmann Erwin Pröll auch zwei Tage danach noch immer mit stark überhöhtem Blutdruck zu kämpfen hatte und für ein Interview nicht zur Verfügung stand, sprachen wir mit seinem Spezi aus alten Tagen, Innenminister Wolfgang Sobotka: “Es kann nicht sein, dass der ORF sein Programm dazu missbraucht, den eigenen Mitarbeitern eine Bühne zu bieten, um sich dort zu profilieren. Sogar die ehemalige ORF-Moderatorin Chris Lohner kommt in dem Ranking auf mehr Sendezeit als beispielsweise Team Stronach Klubobmann Robert Lugar. Was mir ehrlich gesagt ziemlich wurscht ist, aber sehen Sie sich die österreichischen Machtverhältnisse an, dann werden Sie sicherlich darin übereinstimmen, dass ganz vorne die korrekte Rangordnung schnellstens wiederhergestellt werden muss!”
Der ORF kontert in einer Aussendung: “Die Sendezeitminuten für alle im Parlament vetretenen Parteien werden vom ORF peinlichts und auf die Sekunde genau eingehalten, das ist vetraglich mit dem Stiftungsrat geregelt. Jede Partei hat vollkommen freie Hand, welche Politiker dieser Partei wieviel Zeit in Anspruch nehmen. Sollte die ÖVP noch mehr Sendezeit für den niederösterreichischen Landeshauptmann benötigen, dann müssten eben der Vizekanzler, seine schwarzen Ministerkollegen und die übrigen ÖVP-Landeshauptleute entsprechend noch mehr zugunsten von Erwin Pröll zurückstecken.”
Um den Vorsprung von Armin Wolf in den letzten Tagen des Jahres noch wettzumachen, fordert die ÖVP vom ORF diverse Sondersendungen wie beispielsweise einen 12-Stunden-Licht-ins-Dunkel-Erwin-Pröll-Exklusiv-Marathon parallel auf ORF1, ORF2, ORF III und ORF Sport+. Sollte das immer noch nicht reichen, wäre der Landeshauptmann notfalls sogar dazu bereit, sich beim Skifahren einen fingierten Beinbruch zuzuziehen, um mit einer Breaking News Einschaltung doch noch am erstplatzierten ZIB2-Moderator vorbeiziehen zu können.
Sollte der ORF dem vehementen Drängen der ÖVP nachgeben, möchte sich dem Vernehmen nach allerdings Armin Wolf nicht so einfach geschlagen geben und gegebenenfalls mit der Moderation des Silvester-Stadls quasi in letzter Minute zurückschlagen.
Wer immer von den beiden das Duell gewinnen wird bleibt also bis zum Läuten der Pummerin spannend. Ein Verlierer dürfte allerdings bereits feststehen, nämlich das TV-Publikum. Denn es ist zu befürchten, dass die restlichen Parteien den Pröll-Spielen im ORF nicht tatenlos zusehen werden und daher die Seher im kommenden Jahr mit ähnlichen Formaten beglückt werden könnten. Stellen wir uns also sicherheitshalber schon einmal auf ein Wuchtl-Drucken beim Heurigen (Häupl), eine vegane Koch-Show am Solar-Herd (Glawischnig), eine Neuauflage von Russisch für Anfänger (Gudenus) oder ein Liberales Quartett (Strolz, Kurz, Griss & Heide Schmidt) ein.