Dass M in den 007-Filmen zwischenzeitlich mit einer Frau besetzt wurde, war nicht weiter schlimm und sogar einigermaßen erfrischend. Dass James Bond mit dem Rauchen aufgehört hat, war hingegen schon eher verstörend. Doch was sich die Produzenten des britischen Super-Agenten für den kommenden Streifen ‘Antarctica’ einfallen haben lassen, ist der Politischen Korrektheit nach Meinung unserer Filmredaktion schlichtweg zu viel des Guten! Zwar rettet weiterhin James – und nicht Jamie, wie mancherorts bereits kolportiert wurde – die Welt, aber es gibt eine Reihe von Veränderungen, die 007 in völlig neuem Licht erblassen lassen.
Am gravierendsten ist wohl der Wechsel seiner Lizenz: Hatte 007 bis dato jene zum Töten und nutzte diese – spätestens seit Pierce Brosnan – fast schon in Terminator-Manier, hat James im neuesten Abenteuer nur noch eine Linzenz zur schweren Körperverletzung. So kämpft sich der Super-Spion in erster Linie mit seinen Fäusten durchs Geschehen. Sind seine Widersacher k.o. geschlagen, bleiben diese meist mit Handschellen gefesselt am Ort des Geschehens zurück. Auch seine Walther PPK gehört der Vergangenheit an, nur noch im äußersten Notfall wehrt sich Bond mit einem Taser und sorgt dafür, dass feindliche Leichen ab Antarctica offenbar der Vergangenheit angehören.
Fast schon erleichtert dürfen die Zusehen sein, dass James auch weiterhin ein Womanizer und Frauenheld bleiben darf. Da der Held im Streifen ‘Im Geheimdienst Ihrer Majestät’ bereits verheiratet war, ist auch das Thema ‘Sex vor der Ehe’ kein Thema. Pflichtutensil in der Ausstattung des Geheimagenten ist jedoch ab sofort ein Fünfer-Pack Durex. Den Spruch ‘Geschüttelt, nicht gerührt’ gibt es zwar weiterhin, doch der gewohnte Martini musste einem Glas Mineralwasser weichen, das James offenbar in der stillen Variante bevorzugt.
Was seinen Dienstwagen betrifft hat man sich – passend zum Thema des Films – für eine umweltfreundliche Limousine von Tesla entschieden. Da sich der Autopilot streng an die Verkehrsordnung hält, sind Verfolgungsjagden meist nur von kurzer Dauer: Superschurke Mikhail Kusnezow lacht sich gleich mehrmals mit seinem abgasmanipulierten Audi R8 Coupé ins Fäustchen und lässt den MI6-Agenten mit dessen Wagen im Regen stehen.
A propos Superschurke: Kusnezow ist Öl-Multimilidardär, leugnet den Klimawandel und ist drauf und dran, die Welt mit seinen Förderstätten und Bohrinseln zu überziehen. Doch sein ultimatives Vorhaben ist die Erschließung der Antarktis. Dabei bringt er die Mächtigen dieser Welt an den Rande eines Dritten Weltkrieges, ehe James und sein Bond-Girl, die Greenpeace-Aktivistin Florence Marceau, den Widersacher in einem Showdown, der den Episoden aus der Fernsehserie Kung Fu aus den 70er-Jahren alle Ehre macht, außer Gefecht setzen und vor den Internationalen Gerichtshof bringen.
Wir von der Entenpost-Filmredaktion waren jedenfalls eher enttäuscht und meinen: Die Leistung der Schauspieler ist gewohnt souverän, doch Hochspannung sieht anders aus. Antarctica wirkt an vielen Stellen zu moralisierend, Qs Agentenausstattung war auch schon mal aufregender (u.a. homöopathische Gegengift-Globuli) und ein paar Leichen hätten durchaus den Weg der beiden Hauptdarsteller pflastern können. So ungern das manche wahrscheinlich hören werden: Ein bisschen Donald Trump hätte dem neuen James Bond sicherlich nicht geschadet. In Antarcica ist 007 eher ein 000!