Schock für die Gastronomie: Das Anton Proksch Institut hat Daten zum problematischen Umgang mit Suchtmitteln veröffentlicht, die bei den österreichischen Wirten die Alarmglocken schrillen lassen. Der Alkoholkonsum der Österreicherinnen und Österreicher geht seit Beginn der Erhebungen 1994 bis zum Jahr 2015 kontinuierlich zurück. Nur noch die 50- bis 60-jährigen trinken in einem für die Wirte befriedigendem Ausmaß.
“Dass die Jugend säuft, ist leider ein kompletter Holler!”, so Hubert Wagenbichler, Gastwirt aus Frohnleiten in der Steiermark. “Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich in den Medien wieder vom Komasaufen lese. In Wirklichkeit sind die Gfraster nämlich so abstinent wie schon lange nicht! Nichts als ihr Handy im Schädel, und wenn’s weggehen, dann treffen sie sich beim Mäckie!”
Prim. Univ. Prof. Dr. Michael Musalek, Leiter des Anton Proksch Instituts, bestätigt den Negativtrend bei den Jugendlichen: “Bei Schülern der neunten und zehnten Schulstufe ist der tägliche Alkoholkonsum von 14 Gramm im Jahr 2003 auf elf Gramm im Jahr 2015 gesunken. Über kurz oder lang ist das natürlich nicht nur für die Gastwirte, sondern auch für unser Institut, in dem neben diversen Abhängigkeiten auch Alkoholsucht therapiert wird, keine sonderlich erfreuliche Entwicklung.”
Problematisch bzw. zuviel des Guten ist laut Musalek bei Männern ein Konsum von mehr als 60 Gramm reinen Alkohols pro Tag – das entspricht ca. 3 Krügeln oder drei Viertel Wein – bzw. 40 Gramm bei Frauen. Diese Werte dürften für die Jugend von heute laut den Daten, die unter 8000 Personen erhoben wurden, so gut wie unerreichbar geworden sein.
Von den Österreichern, bei denen der Durst noch jenseits dieser Grenzen liegt, tun sich insbesondere die 50- bis 60-Jährigen hervor. Dementsprechend sieht man beim Fachverband der Gastronomie in der Wirtschaftskammer in dieser Personengruppe den letzten Rückhalt, der die heimischen Wirte am Leben hält. Pressesprecherin Margot Kofler: “Noch reißen die 50- bis 60-Jährigen die Wirte heraus. Doch für die Zukunft sehe ich schwarz.” Und Kofler hat eine einfache Erklärung für die Entwicklung bei den Jungen: “Heutzutage gehen einfach viel zu viele Burschen zum Zivildienst: Dort machen’s was Gscheites, da brauchen sie sich dann nicht jeden Tag so ansaufen wie beim Bundesheer!”
Einen kleinen Hoffnungsschimmer sieht Hubert Wagenbichler allerdings noch für den Fortbestand seines Wirtshauses: “Was die Burschen zuletzt nachgelassen haben, machen mittlerweile die Mädels fast wett. Rein statistisch bewegen wir uns da zwar im Promille-Bereich, aber gerade beim Alkohol macht das meist den kleinen Unterschied.” Diese kleine Spitzfindigkeit entringt dem Postwirt von Frohnleiten dann doch ein kurzes Schmunzeln, dem er außerdem noch einen kleinen Toast folgen lässt: “Prost die Madln, geht scho gemma Voigas!”