VWA-Kritik: Ministerium prüft Umstellung auf Instant Messaging
|Eltern- und Schülervertreter sowie Experten äußerten kürzlich Kritik an den vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWA): Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler sei mit der Arbeit, die einen Teil der Matura darstellt, überfordert. Bis zu einem Drittel der angehenden Maturanten muss angeblich auf fremde Hilfe – vorwiegend von den Eltern – zurückgreifen, gar Ghostwriter würden eingesetzt. Das Bildungsministerium reagierte prompt: Ministerin Sonja Hammerschmid ließ verlauten, dass geprüft werde, ob die VWAs künftig per WhatsApp & Co. übermittelt werden können.
Bundesschulsprecher Harald Zierfuß kritisierte insbesondere die formalen Regeln, mit denen die VWAs überfrachtet seien: “Von den Schülern wird verlangt, dass sie ein Textdokument abliefern, als wären sie herangehende Shakespeares. Dabei sind es Schüler heutzutage überhaupt nicht mehr gewohnt, in Sätzen mit mehr als vier Worten zu schreiben. Es ist ja nicht so, dass die Jugendlichen von heute weniger schreiben würden als frühere Generationen – genau das Gegenteil ist der Fall – aber sie schreiben eben in einem ganz anderen, moderneren Stil. Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieser Stil bei der VWA zukünftig verwendet werden darf!”
Auch Bildungsexperte Stefan Hopmann schließt sich der Kritik an: “Derzeit stehen viel zu sehr Rechtschreibung, Stilistisches, Aufbau und dieser ganze Kram im Vordergrund. Was wirklich zählen sollte, ist der Inhalt. Es kann nicht sein, dass eine VWA negativ beurteilt wird, weil der Verfasser in einer Sozialstudie ‘Geh scheißn Oida’ nicht orthografisch korrekt auf die Reihe gebracht hat. Es muss den Schülern möglich sein, die VWA in einer einfachen, ihnen vertrauten Sprache zu verfassen. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Ein simples ‘gso’ oder ‘xo’ bringt die Message genauso gut rüber wie die Langform, wird jedoch mit den derzeitigen Regeln nicht akzeptiert!”
Im Bildungsministerium nimmt man die Kritik sehr ernst und hat unmittelbar nach Bekanntwerden der Kritikpunkte eine Expertenkommission ins Leben gerufen. Dort soll geprüft werden, ob beispielsweise die VWA per Instant Messaging in kleinen Happen und über einen längeren Zeitraum an die Lehrer übermittelt werden könne. Vorteil dabei: Der Lehrer kann sofort reagieren und gegebenenfalls korrigierend eingreifen. Ein weiterer Pluspunkt: Kaum ein Schüler gibt sein Handy freiwillig an seine Eltern weiter, der geäußerte Plagiatsvorwurf könne daher so gut wie ausgeschlossen werden.
Betroffene reagieren durchwegs positiv auf die in Aussicht gestellte Änderung. Nico Breiter vom BRG Fadingerstraße in Linz: “Wenn das kommt, dann ist die VWA ein Heimspiel für mich! Auf der Tastatur am Laptop tu ich mir eh hammerschwer. Mit WhatsApp am Handy ginge das ruck-zuck.” Lara Pfisterer, eine Klassenkameradin, pflichtet ihm bei: “Die automatische Rechtschreibprüfung am Computer ist der volle Krampf: Bei mir ist praktisch alles rot unterstrichen und der Schas bietet auch keine Korrekturvorschläge an. Und ohne Emojis bringt man ohnehin keine vernünftigen Sätze zusammen. Wäre WhatsApp von Anfang an möglich gewesen, wär’ ich mit der Arbeit wahrscheinlich schon im Oktober fertig gewesen!”
Seitens der Lehrer gibt es jedoch Bedenken: Man rechnet mit Verständisschwierigkeiten bei den übermittelten Texten. Das Ministerium beruhigt allerdings und hat bereits in Aussicht gestellt, eine Liste mit den gängigsten Abkürzungen und eine Tabelle mit Emojis sowie deren Bedeutungen zu veröffentlichen. Von der Lehrergewerkschaft würde es grünes Licht für die Anpassung geben, so Paul Kimberger, Vorsitzender der ARGE Lehrer. ‘Allerdings unter der Voraussetzung, dass die ständige Bereitschaft, die mit der neuen Form der Übermittlung einhergeht, in die Leherarbeitszeit eingerechnet werde.’
Die Aussendung des Ministeriums, in der auf die Kritik reagiert wurde, war übrigens mit ‘LG BM SH’ unterschrieben. Das könnte durchaus ein Indiz dafür sein, in welche Richtung es künftig mit den vorwissenschaftlichen Arbeiten gehen dürfte 🙂