Die Trachten-Branche ist naturgemäß eher traditionell. Doch der Markt ist heiß umkämpft und so gesehen verwundert es nicht, dass Hersteller versuchen, anhand neuer Ideen ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen und sich so gegenüber der Konkurrenz zu behaupten. Einen interessanten Weg geht beispielsweise das Traditionshaus ‘Wimmer schneidert‘ aus Schleedorf in Salzburg. Das innovative Unternehmen finanziert gerade sehr erfolgreich mittels Crowd-Funding den Ausbau des Stammhauses. Bei einem weiteren Salzburger Trachtenhaus aus Altenmarkt im Pongau hat man offenbar – wie schon zuvor Merkur Markt mit seinen getrennten Bereichen – die Zeichen der Zeit erkannt und reagiert auf die ständig wachsende Klientel der Veganer: Das Haus produziert erstmals in seiner langen Geschichte Lederhosen und Lederschuhe aus rein pflanzlichem Lederersatz.
Josef Unterhuber, der das Familienunternehmen gemeinsam mit seiner Frau und dem Sohn leitet, erklärt die Beweggründe für diesen Schritt: “Wir haben beim letzten Oktoberfest festgestellt, dass der typische Lederhosenträger so ganz und gar nicht mehr dem Klischee des Schweinshaxen und Weißwurst essenden Mannes entspricht. Im Gespräch mit den Gastronomen vor Ort hat sich gezeigt, dass vegane Kost sich bestens mit der Wiesn-Maß verträgt und ganz klar auf dem Vormarsch ist. Das hat uns schließlich dazu bewogen, uns nach einem rein pflanzlichen Lederersatz umzuschauen. Gemeinsam mit dem Lebensmittelerzeuger Vegavita – das im Unterschied zu uns eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung hat – ist es uns schließlich gelungen, ein Gewebe auf Latex- und Sojabasis herzustellen, das dem Leder optisch entspricht, sich ähnlich anfühlt und gleichzeitig überraschend robust ist.”
Schließlich muss die Hose, egal ob klassisch oder vegan, beim Schuachblattln ja ganz schön was einstecken können! Doch wie jeder echte Lederhosenkenner weiß, sollte die Lederhose niemals gewaschen werden, um mit der Zeit diese ganz spezielle Patina aufzubauen. Das trifft bei der veganen Variante ebenfalls zu. Im Unterschied zur klassischen Lederhose wäre das Waschen bei der veganen Variante jedoch geradezu tödlich!
Maria Unterhuber, Gattin von Josef Unterhuber und für das Design der Trachten im eigenen Haus zuständig: “Der Schnitt ist bei den veganen Modellen etwas weniger kantig als bei den traditionellen Lederhosen, man könnte sogar sagen mit einem leicht femininen Touch. Besonders gefragt sind derzeit vegane Hochzeitsmodelle. Die Verarbeitung ist auf Grund des weicheren Gewebes einfacher als bei echtem Leder, daher liegen die klassischen als auch die veganen Produkte preislich eng beieinander. Und für ganz Bewusste gibt es die vegane Lederhose und die Schuhe natürlich auch als Bio-Variante.”
Laut Lukas Unterhuber, Sohn des Unternehmerehepaares und für Social Media sowie neue Trends bei Trachten Unterhuber verantwortlich, tüftle man derzeit noch an einem Pflegemittel, das insbesondere die Widerstandsfähigkeit der Hosen und Schuhe bei nassem Wetter verbessere. In den bisherigen Tests habe sich eine Creme auf Basis von Oliven- und Rapsöl als vielversprechend gezeigt. Man sei jedenfalls zuversichtlich, auch auf diesem Gebiet schon in Kürze ein zur Zielgruppe passendes Produkt auf den Markt bringen zu können. Weiters werde gerade erhoben, ob Bio-Rindslederhosen eine zwar nicht vegane, aber ebenfalls auf den ökologischen Fußabdruck achtende Käuferschicht ansprechen würde.
Zwar gibt es bereits Lederhosen-Fakes auf Baumwollbasis und somit ebenfalls vegan, doch diese kommen naturgemäß an ein echtes Leder-Feeling nicht heran. Ob das Unternehmen aus Altenmartk im Pongau mit seinen rein pflanzlichen Lederhosen den Trachtenmarkt aufmischen kann, wird sich zeigen. Eines kann man allerdings jetzt schon sagen: Tradition und Innovation müssen kein Widerspruch sein!