Das ging dann offenbar auch den politisch Verantwortlichen in der Türkei einen Schritt zu weit: Ein AKP-Abgeordneter und Berater von Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte in einem geradezu skandalösen Tweet dem österreichischen Bundeskanzler Christian Kern die Botschaft ‘Verpiss dich’ ausrichten lassen. Nun ruderte die türkische Regierung zurück und spricht von einem technischen Versagen. Ausgerechnet Hilmar Kabas dürfte nicht ganz unbeteiligt gewesen sein, die Wogen in den österreichisch-türkischen Spannungen zu glätten.
In einer Aussendung der Presseabteilung der türkischen Regierung wurde klargestellt, dass die Worte ‘Verpiss dich’ niemals gefallen seien. Der AKP-Abgeorndete Burhan Kuzu, von dem der Aufsehen erregende Tweet stammt, verwende vielmehr auf seinem iPhone häufig das Spracherkennungs-Tool Siri. Dabei dürfte der fatale Fauxpax zustande gekommen sein: Aus einem wohlwollenden ‘Grüß’ dich’ habe die Spracherkennung irrtümlich die beleidigenden Worte abgeleitet und den Tweet versendet. Die türkische Regierung bedauere zutiefst dieses kleine Hoppala, wolle sich in aller Form für dieses Malheur entschuldigen und hoffe, dass hiermit die zurecht aufgebrachten Wogen wieder einigermaßen geglättet werden können.
Ein sichtlich stolzer Hilmar Kabas meldete sich heute am Vormittag telefonisch in der Redaktion der Entenpost und ließ und wissen, dass er keinen unwesentlichen Anteil an der Aufklärung dieses Missverständnisses gehabt habe: “Ich habe mich zuerst überhaupt nicht ausgekannt. Jemand aus Ankara hat mich angerufen. Leider war die Leitung nicht gerade die beste und der Anrufer hatte ein ziemlich schlechtes Deutsch. Ich verstand immer nur das Wort ‘Lump’ oder so. Ich wollte schon auflegen, weil ich dann auch noch sowas wie ‘Verpiss dich’ gehört habe, als plötzlich ein anderer an der Leitung war, den ich viel besser verstehen konnte.”
Wie sich herausstellte, kam der Anruf vom Medienbüro der AKP in Ankara, das für die Social Media Auftritte des türkischen Präsidenten zuständig ist. Hilmar Kabas weiter im Gespräch: “Die wollten einfach nur von mir wissen, was ich verstehe, wenn sie mir ganz schnell zwei Worte sagten. Wir haben das ein paarmal probiert, anfangs verstand ich ‘Vergiss mich’, dann ‘Vermiss’ dich’, letztlich war ich dann aber überzeugt, dass es sich um ‘Grüß’ dich’ handeln musste. Als ich mir heute in der Früh von der U-Bahn-Station die Österreich geholt habe und dort das mit dem Siri-Tweet-Hoppala gelesen habe, war mir dann sofort sonnenklar, was dieser Anruf aus der Türkei eigentlich bedeutet hatte. Ist natürlich super, wenn man trotz Politpension auf internationaler Ebene immer noch dazu beitragen kann, Spannungen abzubauen!”
Das offizielle Österreich nahm die Entschuldigung der türkischen Regierung übrigens ohne viel Aufhebens an. Ein Sprecher von Christian Kern ließ verlautbaren: “Wir waren ohnehin stets überzeugt, dass es sich bei dem Tweet um ein Versehen handeln musste, setzt sich doch Österreich seit Ende des vergangenen Jahres als eines der wenigen europäischen Länder aktiv für eine EU-Mitgliedschaft der Türkei ein. Und bittschön, niemand glaubt doch ernsthaft, dass Politiker auf so einem Niveau miteinander kommunizieren würden!”