Ganz Österreich spricht derzeit über die möglichen dienstrechtlichen Konsequenzen für Berufssoldaten und Rekruten beim Bundesheer, die auf Facebook als Profilbild ein Bild von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit dem Schriftzug ‘Not my president’ verwendeten. Immerhin handelt es sich beim Präsidenten gleichzeitig um den Oberbefehlshaber und somit den obersten Vorgesetzten dieser Soldaten. Während im Verteidigungsministerium die Konsequenzen noch geprüft werden, hat die Wirtschaftskammer bei einem Tiroler Unternehmer, der auf Facebook ein ähnliches Profilbild verwendete, nicht lange gefackelt und diesem die Mitgliedschaft in der Interessenvertretung kurzerhand aufgekündigt.
Egon Rohregger, Schlossermeister aus St. Johann in Tirol, waren die Zwangsmitgliedschaft bei der Wirtschaftskammer und die damit verbundenen Kammerbeiträge schon immer ein Dorn im Auge. Im Gespräch mit der Entenpost macht er seinem Ärger Luft: “Die Beratung der Kammer war ein Witz! Wenn du da angerufen hast, bist du zu irgendeinem Jungakademiker gekommen, der sich erst in die Materie einarbeiten musste und von Tuten und Blasen noch keine Ahnung hatte. Und wenn du zwei Mal angerufen hast, hast du garantiert unterschiedliche Auskünfte erhalten. Und dauernd habe ich Hochglanz-Werbezeugs von der Wirtschaftskammer zugeschickt bekommen, in dem dir lauter Menschen entgegengelächelt haben wie der Leitl, doch mit der Info habe ich für meinen Betrieb rein gar nix anfangen können.”
Um seinen Frust auch in den Sozialen Medien kund zu tun, setzte Egon Rohregger ein Zeichen und änderte sein Profilbild auf Facebook auf ein Sujet von Wirtschaftskammer-Präsident Christohp Leitl mit dem Schriftzug ‘Not my president’. Einem Mitarbeiter der WK-Tirol war in seiner Dienstzeit das Bild aufgefallen und er hatte diesem versehentlich – wie es im Nachhinein hieß – ein Like gegeben. Doch der Schaden war sofort angerichtet, denn das Bild verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der gesamten Tiroler Landesstelle und landete irgendwann bei einem Abteilungsleiter. Dieser leitete den Vorfall an die Bundeskammer in Wien weiter.
Als Christoph Leitl höchstpersönlich von dem aufmüpfigen Unternehmer aus Tirol erfahren habe, sei dem Präsidenten das sonst übliche Lächeln rasch vergangen. Bereits einen Tag später wurde dem Schlossermeister mitgeteilt, dass auf Mitglieder wie ihn gerne verzichtet werden könne, seine Mitgliedschaft bei der Wirtschaftskammer fristlos beendet worden sei, dass sein WKO-Portal-Account umgehend gesperrt und er vom WK-Newsletter abgemeldet worden sei. Abschließend hieß es in dem Schreiben der Kammer: ‘Und wenn Sie in Zukunft unternehmerische Auskünfte jeglicher Art benötigen, dann googeln Sie sich die Informationen gefälligst selber im Internet zusammen!’
Egon Rohregger hat zwar nicht mit einer derart heftigen Reaktion gerechnet, kann aber ganz gut mit der Mitgliedsfreiheit leben: “Jetzt spare ich mir einmal in der Woche den Weg zum Altpapier. Und für den Kammerbeitrag, den ich seither nicht mehr zahlen muss, werde ich schon bald einen neuen Firmenlaster anschaffen können!”