Um den Umsatz wettzumachen, der mit dem soeben beschlossenen Rauchverbot für Unter-18-Jährige einhergeht, bemüht sich der Tabakeinzelhandel ab sofort um neue Kundschaft und hat dabei gleich mehrere Zielgruppen im Visier: Studenten, Präsenz- und Zivildiener sowie die Generation 60 Plus. Ihnen soll der Einstieg in die Welt des blauen Dunstes mit der sogenannten Tschick-Card schmackhaft gemacht werden, mit der Zigaretten zum halben Preis gekauft werden können.
Was bei Tickets für den öffentlichen Verkehr oder beim Eintritt in Museen gang und gäbe ist, hält nun auch in der Trafik Einzug: Studenten, Präsenz- und Zivilidiener sowie Senioren können ab sofort Zigaretten um die Hälfte billiger als zum Regulärpreis erwerben. Harald Wocynski, Sprecher der Monopolverwaltung GmbH, die für den Einzelhandel mit Tabakwaren in Österreich zuständig ist, erklärt im Gespräch mit der Entenpost die Ausgangslage, die nicht nur dem Einzelhandel zu schaffen macht: “Wir Trafikanten sehen das Rauchverbot für Unter-18-Jährige natürlich mit großer Sorge. Aber auch das Finanzministerium rechnet mit großen und nachhaltigen Rückgängen bei den Einnahmen durch die Tabaksteuer. Deshalb haben wir mit dem Ministerium eine gemeinsame Initiative gestartet, durch die wir sicherstellen wollen, dass Österreich auch weiterhin Europameister beim Rauchen bleibt.”
Aus der Kooperation entstand die Tschick-Card, mit der man gemäß dem Motto ‘Besser spät als nie’ den Einstieg ins Rauchen von bestimmten Personengruppen finanziell unterstützen möchte. Die ursprünglichen Pläne, die Aktions-Karte mit der e-Card zu kombinieren, wurden aus Kostengründen ad acta gelegt. Stattdessen setzt man auf bereits vorhandene Hardware bei den Trafikanten, sprich die Bankomat-Karte kann zur Tschick-Card aufgewertet werden und beim bargeldlosen Bezahlvorgang wird automatisch der Rabatt berücksichtigt.
Die Tschick-Card kann in jeder Trafik beantragt werden. Ein amtlicher Lichtbildausweis sowie eine Inskriptionsbestätigung bei Studenten bzw. ein Nachweis über die Leistung des Präsenz- oder Zivildienstes sind vorzulegen. Die Gültigkeit der Tschick-Card ist auf ein Jahr befristet. Wocynski: “Bei der Tschick-Card handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Aktion, denn es geht uns ja in erster Linie um den Einstieg ins Rauchen. Wir gehen davon aus, dass Kunden, die das Rauchen durch die Tschick-Card für sich entdeckt haben, auch nach Ablauf der Aktion der Zigarette weiterhin treu bleiben werden.”
Um zu vermeiden, dass die Card nur dazu verwendet wird, um Zigaretten in großem Stil für andere Personen zu kaufen, erlaubt die Card den Kauf von maximal zwei Packerln pro Tag. Weiters können die Trafikanten stichprobenartig verlangen, dass sich ein Käufer in der Trafik tatsächlich eine Zigarette anzünden und ein paar Lungenzüge tätigen muss. Damit soll verhindert werden, dass beispielsweise die Zigaretten in Wirklichkeit fürs Enkerl besorgt werden.
Die Kosten für die Aktion teilen sich das Ministerium und der Tabakeinzelhandel. Mittelfristig erhofft man sich dadurch, den Ausfall der Einnahmen auf Grund der Anhebung des Alterslimits zu kompensieren. Und in Anbetracht des baldigen Komplett-Rauchverbots in der Gastronomie dürfte die Tschick-Card so manchem Trafikanten gerade noch einmal das Überleben gesichert haben. Und auch der Finanzminister kann aufatmen: Sollte wieder einmal ein Hypo-Debakel vor der Tür stehen, kann der Staat durch diese vorausschauende Vorsorgemaßnahme zumindest einen kleinen Teil des Schadens selbst schultern!