Seit Monaten gehen in der Wiener SPÖ die Wogen hoch. Auch der Parteitag und der 1. Mai samt Appellen zum Zusammenhalt am Rathausplatz konnten offenbar die Risse zwischen den eher nach rechts ausgerichteten Flächenbezirken und den links-orientierten Bobo-Bezirken nicht kitten. Nachdem Bürgermeister Michael Häupl mit seinem Intriganten-Sager noch zusätzliches Öl ins Feuer gegossen hatte, platzte den Außenbezirken nun endgültig der Kragen – und sie schlagen mit teils provokanten Forderungen – und einer kleinen Bombe – zurück!
Michael Ludwig, Sprecher für die Außenbezirke, bringt das Problem auf den Punkt: “Mit vollen Hosen lässt sich leicht stinken! Mir gehen die rot-grün angehauchten Genossinnen und Genossen aus der hippen Innenstadt langsam aber sicher gewaltig auf den Zeiger. Deren Sorgen – Stichwort Mahü – würden die an der Peripherie liebend gerne haben. Aber schauen wir einmal, wie lustig es die Bobos innerhalb des Gürtels finden, wenn wir den Spieß jetzt umdrehen!”
Erste Forderung der Außenbezirke: Stopp für weitere Park & Ride Standorte am Stadtrand und dem damit verbundenen Verkehrszuwachs. Michael Ludwig: “Wenn P+R tatsächlich so leiwaund ist, na dann bitte rein damit ins Zentrum, wo das am vehementesten gefordert wird! Margareten, Neubau – die haben angeblich so tolle Öffis, da bieten sich diese Bezirke ja förmlich als ideale Standorte für neue P+R-Anlagen an.”
Zweite Forderung: Dritte Flughafenpiste im 3. Bezirk. Dazu Ludwig: “Wien braucht offenbar aus wirtschlaftlichen Gründen ganz dringend diese dritte Piste. Kein Problem! Aber damit’s der City Airport Train in Zukunft nicht mehr so weit hat, bauen wir diese 3. Landebahn halt drinnen im 3. Bezirk. So kommen die Herrschaften im Sommer dann auch gleich rascher zur Sommerakademie nach Griechenland!”
Dritte Forderung: Massiver Wohnbau ab sofort in den Innenstadtbezirken. Wohnbaustadtrat Ludwig: “Wien soll bis zum Jahr 2034 um die Größe von Graz wachsen. Grünflächen, die man dafür verwenden kann, gibt’s allerdings nicht nur draußen bei uns. Prater, Burggarten, Volksgarten – alles herrliche Lagen und alle super öffentlich angebunden! Ich werde schon morgen die ersten Umwidmungen veranlassen.”
Und schließlich lässt Michael Ludwig noch eine Bombe platzen: “Das Donauinselfest, das können sich die im Rathaus heuer abschminken! Wenn’s unbedingt wollen, dann können’s von mir aus am Donaukanal feiern. Sollen sich die Frauenberger & Co. mal überlegen, wie sie das logistisch am Tel Aviv Beach über die Bühnen bringen!”
Ziemlich starker Tobak also, den die Vertreter der Flächenbezirke ihren Kolleginenn und Kollegen nach Downtown ausrichten. Und zur Beruhigung der angespannten Lage dürften die Vorschläge auch nicht unbedingt beitragen. Doch wenn es um Wählerstimmen geht, dann sitzen die bevölkerungsstarken Bezirke außerhalb des Gürtels wohl eher am längeren Ast. Für politisch interessierte Beobachter jedenfalls höchst spannend, zu wessen Gunsten dieses Match letztlich ausgehen wird.
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