Groß war das Unverständnis über eine Info-Broschüre zum Thema Fleisch-Produktion von Märchen-Dichter Folke Tegetthoff, die die Agrarmarkt Austria (AMA) unlängst veröffentlicht hatte. In der reichlich öde bebilderten Geschichte wird Kindern auf ziemlich kindische Art und Weise beigebracht, wie Steak & Co. auf unseren Tellern landen. Kritiker mokierten sich insbesondere darüber, dass man mit anachronistischen Mitteln wie fantastischen Märchen oder gar Broschüren heutzutage so gut wie keine Kinder mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Die AMA hat auf die mediale Kritik reagiert und versucht seit kurzem auf YouTube anhand eines Endzeit-Clips von Roland Emmerich, den Kids die Sinnhaftigkeit von Schnitzel, Hühner Nuggets und Burger mit gewohnt drastischen Bildern zu vermitteln.
AMA-Pressesprecher Hans-Jörg Schirnhofer erläutert im Gespräch mit der Entenpost, wie man es geschafft habe, das Medien-Desaster rund um die Fleisch-Broschüre möglichst rasch vergessen zu machen: “Wir waren eigentlich von Anfang an nicht sehr glücklich über diese Info-Broschüre. Im Zeitalter von Internet und Handy hast du bei Fünf-Jährigen, die sogar schon Star Wars Filme eher langweilig finden, mit einer lahmen Geschichte über Tiere und ihre fantastische Reise bis in den Supermarkt nicht wirklich mehr ein Leiberl. Nach der laut gewordenen Kritik wurde Gott sei Dank sehr rasch die Idee für einen YouTube-Clip geboren. Dass wir für die Umsetzung Roland Emmerich gewinnen konnten, war natürlich ein besonderer Glücksgriff!”
Der für seine Katastrophen-Filme bekannte Regisseur bleibt in dem AMA-Clip seiner bisherigen Erfolgs-Linie treu und zeichnet in seinem Kurzfilm ein düsteres Endzeit-Szenario, in dem sich die Menschheit ausschließlich vegan ernährt und die ehemaligen Massen-Haustiere kurz vor dem Aussterben sind: Die Luft ist schwer von Pestiziddämpfen, die Kamera streift über endlose, kunstdüngerverseuchte Felder, die notwendig sind, um den ungeheueren Hunger der Menschen nach Getreide, Gemüse und Obst stillen zu können. Am Rande eines gigantischen Weizenfeldes sieht man drei rar gewordene und höchst traurige Exemplare: Kuh, Schwein und Henne sinnieren über längst vergangenene Zeiten, als ihre Artgenossen noch millionenfach vorhanden, in warmen Ställen rundumversorgt und nicht den täglichen Gefahren der Wildnis ausgesetzt gewesen waren, und als Dank für dieses Luxusdasein gerne ihr Leben gegeben hatten. Im Abspann wird die bereits altersschwache Kuh bei lebendigem Leibe von Geiern zerfetzt.
‘Fleisch-Konsum zwecks Artenerhalt’ lautet somit die simple Botschaft des rund zweiminütigen Spots. Nicht nur bei den Kids und Jugendlichen kommt der Clip bisher gut an (1,2 Mio. Likes innerhalb der ersten 24 Stunden), auch Tierschutzorganisationen wie Vier Pfoten oder die Vegan-Lobby Vegavita können dem Video durchaus etwas abgewinnen und geben unumwunden zu, dieses drastische, aber durchaus realistische Zukunftsszenario bis dato noch nicht bedacht zu haben. Und der Werbe-Clip scheint sich auch bereits bezahlt zu machen: Hierzulande wird seit Erscheinen des Videos soviel Fleisch gegessen wie noch nie. Aufatmen am Bauernhof: Die Zukunft von Rind, Schwein und Huhn dürfte gesichert sein!