Groß war die Entrüstung in der Öffentlichkeit, als bekannt geworden war, dass ein Mann in Salzgitter ein ganzes Jahr lang bei sich zu Hause die Wasserhähne im Badezimmer, in der Küche und im WC hatte laufen lassen. Der Mann brachte es mit dieser Aktion auf einen Jahresverbrauch von satten 7 Millionen Liter Wasser, während ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland auf einen pro Kopf-Verbrauch von rund 44.000 Liter kommt. Rasch war die Rede von einer psychischen Erkrankung des Mannes. Doch wie sich nun herausstellte, war dies ein vorschnelles Urteil, handelte es sich beim Laufenlassen des Wassers doch um ein Experiment – dessen Ausgang dem Mann unter Umständen sogar einen Umweltschutz-Preis einbringen könnte!
Schon seit mehreren Monaten rätselte man bei der Abwasserentsorgung Salzgitter und insbesondere bei der Meister Kläranlage Nord, warum dort im Vergleich zur Kläranlage Süd die Wasseraufbereitung geradezu ein Klacks war: Die Kläranlage im Norden von Salzgitter kam mit einem Bruchteil der Chemikalien aus, die im südlichen Werk aufgebracht werden mussten, um das dortige Abwasser der Kanalisation wieder auf Trinkwasserqualität aufzubereiten.
Dazu der Sprecher der Abwasserentsorgung Salzgitter, Carsten Brinkmann: “So richtig erklären konnten wir uns den gewaltigen Unterschied bei den beiden Kläranlagen eigentlich nie. Es gab die vage Vermutung, dass überdurchschnittlich viele umweltbewusste Haushalte im Norden Salzgitters – zum Beispiel durch die ausschließliche Verwendung biologisch abbaubarer Spülmittel oder tensid- und phosphatfreier Waschmittel – für den geringen Klärbedarf in der nördlichen Anlage verantwortlich waren. Aber auch wenn alle Bewohner im Norden nur noch Produkte mit Blauem Engel-Gütesiegel verwendet hätten – die Wasserqualität im Abwasser wäre immer noch viel zu gut gewesen. So gesehen blieb das ganze stets ein ungelöstes Rätsel!”
Bis zur Einvernahme des Mannes mit dem enormen Wasserverbrauch! Denn wie diese ergab, wollte der 31-Jährige mit seinem Experiment aufzeigen, wie man den Aufwand und den Einsatz von Chemikalien bei der Abwasserbehandlung praktisch auf Null reduzieren könne. Und wie die Zahlen der Meister Kläranlage Nord zeigen, dürfte die Aktion des jungen Mannes ein voller Erfolg gewesen sein! Die Grünen Niedersachsen zeigten sich vom Ergebnis des Experiments begeistert und haben bereits angekündigt, die Aktion für den diesjährigen Umweltpreis des Landes Niedersachsen vorzuschlagen.
Und das Tolle an der ganzen Sache: Jedermann kann ab sofort ganz einfach bei sich zu Hause ebenfalls seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten, indem Wassersparduschkopf & Co so rasch als möglich ausgebaut werden. Künftig kann das Motto nur noch lauten: Wasser marsch!