Während sich bei den Grünen nach deren Wahldebakel bereits das Personenkarussell zu drehen begonnen hat und sowohl Ingrid Felipe als auch Ulrike Lunacek das Handtuch geworfen haben, rumort es nach dem bescheidenen Wahlergebnis nun offenbar auch bei den NEOS. Irmgard Griss, bei der Bundespräsidentschaftswahl vergangenes Jahr noch mit beachtlichen 18,9% auf Platz 3 nur knapp am Einzug in die Stichwahl gescheitert, dürfte bei der Nationalratswahl nicht das erwünschte Zugpferd gewesen sein. Dem Vernehmen nach könnte ihren Platz schon bald der ehemalige ‘Die Presse’-Chefredakteur und jetzige TV-Entertainer Michael ‘Touchy’ Fleischhacker übernehmen.
Wie eine Nachwahlanalyse des Privat-Senders Servus-TV ergeben hat, habe Irmgard Griss gerade einmal 22 Stimmen aus dem Umfeld des VfGH und OGH für die NEOS holen können. Sie hat offenbar ein ähnliches Schicksal erlitten wie Ulrike Lunacek bei den Grünen oder Barbara Rosenkranz von der FLÖ: Österreich hatte bei dieser Wahl definitv nicht das Bedürfnis nach einer Miss Marple auf der Politbühne sondern sehnte sich ganz klar nach einem jugendlichen und begnadeten Schauspieler mit den markanten Ohren eines Paul Lendvai.
NEOS-Parteichef Matthias Strolz zeigte sich in einer Pressekonferenz entsprechend selbstkritisch: “Der Wunsch in der Bevölkerung nach etwas Neuem war ja durchaus gegeben. So gesehen wäre das eigentlich eine aufgelegte Partie gewesen für eine Bewegung, die sich NEOS nennt. Um Irmgard Griss gab’s leider doch nicht das erhoffte Griss, sie wurde bei den Wählerinnen und Wählern wohl nicht als Signal der Erneuerung wahrgenommen!”
Außerdem sei die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes laut der Wahlanalyse von Servus-TV auch nicht gerade als ‘Frau des Volkes’ rübergekommen, sondern ‘wirke auf viele Menschen trotz Lächelns eher kühl und reserviert’. Dazu Matthias Strolz: “Auch wenn sie mir und den übrigen Parteimitgliedern unlängst das Du-Wort angeboten hat – so richtig abgenommen hat ihr dieses plötzlich joviale Gehabe natürlich keiner!”
Ganz im Unterschied zu der legeren und umgänglichen Art eines Michael ‘Touchy’ Fleischhackers. NEOS-Parteichef Strolz: “Ich kenne den Touchy ja schon seit vielen Jahren. So einen Kumpel, der jedem stets freundschaftlich auf die Schultern klopft und dir Gott und die Welt erklären kann, genau so einen hätten wir im Wahlkampf statt Irmgard Griss gebraucht. Mit einem so erfolgreichen TV-Moderator, der bei Servus-TV die Massen bewegt, wären die beiden Wunschziele Zweistelligkeit und Regierungsbeteiligung für die NEOS wohl drinnen gewesen!”
Man darf also gespannt sein, ob tatsächlich bzw. wie lange noch Irmgard Griss als Nummer zwei für die NEOS im Parlament sitzen wird. Ob an ihrer Stelle das Multitalent Michael Fleischhacker in den Nationalrat ziehen wird, ist allerdings offen: Der Politik-Experte ist nämlich eigenen Aussagen zufolge auch bei anderen Parteien – und angeblich auch als neuer ÖFB-Teamchef – heißbegehrt.