Erschreckend harmlose Perchten: Rapid-Ultras sollen Nachhilfe geben
|Was ist bloß aus den Perchten vergangener Jahre geworden?! Während es vor nicht einmal 30 Jahren für Kinder und Jugendliche noch als Schande galt, nach einem Perchtenlauf ohne blutige Striemen im Gesicht und ohne blauen Flecken von oben bis unten nach Hause zu kommen, erinnert heutzutage ein Perchtenlauf eher an den Besuch eines Streichelzoos bzw. ein höchst gesittetes Wohlfühlevent. Um wieder an die Tugenden vergangener Tage anzuknüpfen, holen sich Perchtenverbände aus Salzburg, Kärnten und Tirol nun Unterstützung aus Wien: Die Ultras des SK Rapid sollen den völlig harmlos gewordenen Perchten Nachhilfe in Sachen Verbreitung von Angst und Schrecken geben!
Der frischgewählte Obmann des Pongauer Perchtenvereins, Herfried Gruber, stellt der aktuellen Perchtenszene ein vernichtendes Urteil aus: “Die Perchten von heute erinnern mich ein wenig an die Teletubbies: Einerseits natürlich schon befremdend und gruselig, aber andererseits auch putzig und viel zu niedlich. Eine echte Katastrophe! Bei diesem Brauch geht’s ja schließlich darum, die bösen Geister des Winters auszutreiben, da ist es klar, dass du nicht wie ein Mahamtma Ghandi samt völligem Gewaltverzicht auftreten kannst!”
Mit großem Interesse habe man daher seit einiger Zeit die Rapid-Anhänger beobachtet. Und bei diversen Szenen auf den Tribünen habe man sich an die glorreichen Perchten-Zeiten von anno dazumal erinnert gefühlt. Obmann Gruber: “Die Rapid-Ultras versprühen jene furchteinflößende Magie, die unseren Perchten zuletzt verloren gegangen ist. Wir möchten mit Hilfe der Rapid-Fans wieder dorthin kommen, dass unseren Zuschauern ein Perchtenlauf nicht nur geistig sondern auch körperlich lange in Erinnerung bleibt!”
Die von den Rapid-Fans eingesetze Pyrotechnik wird bei den Perchtenverbänden ebenfalls bewundert: Diese soll künftig als Vorbild bei den eigenen Aufmärschen dienen und ihnen wieder jenen Zunder verleihen, der in den vergangenen Jahren bei den Perchtenläufen zunehmend gefehlt habe.
Die medial vielfach geprügelten grün-weißen Ultras sehen sich in ihrer Tätigkeit jedenfalls bestätigt: “Wenn du violette Geister oder gar den ungeliebten Stier aus Salzburg vertreiben möchtest, dann musst du hin und wieder natürlich etwas handfestere Aktionen ergreifen. Auch wir in Wien haben schließlich unser Brauchtum – und die Rapid-Fans sind der Garant dafür, dass dieses auch weiterhin erhalten bleibt!”