Lange Zeit galt Salzburg als eine der fahrradfreundlichsten Städte Österreichs: Großzügiges Radverkehrsnetz, autobahnähnliche Fahrradhighways entlang der Salzach, keinerlei Tempolimits für Radler und städteweit freie Fahrt gegen die Einbahn sorgten dafür, dass immer mehr Menschen aufs Fahrrad umsattelten. Doch mittlerweile erstickt die Mozartstadt förmlich im Fahrradverkehr, das Vorwärtskommen per Rad ist oft nur noch im Schritttempo möglich. Immer wieder kommt es zur Stoßzeit zu Mega-Staus samt Klingelkonzert, freie Fahrradabstellplätze zu finden gleicht einem Lotteriespiel. Nun sieht sich die Stadtregierung genötigt, die Reißleine zu ziehen und den Fahrradverkehr tageweise zu limitieren.
Herta Groisberger aus dem Stadtteil Lehen schildert die untragbar gewordenen Zustände in der Mozartstadt: “Ich fahre seit kurzem schon um 5 Uhr früh mit dem Rad zur Arbeit, damit ich halbwegs zügig ins Zentrum rein komme. Den täglichen Fahrradstau, der spätestens um 6 Uhr beginnt, tue ich mir nicht länger an! An einem Dienstag früh mussten wir einmal eine Rettungsgasse am Radweg entlang der Salzach bilden, da wäre ich fast erdrückt worden! Und wenn ich einmal nicht so bald von der Arbeit nach Hause kann, muss ich oft mehrere Schleifen drehen, ehe ich einen freien Radabstellplatz gefunden habe. Es ist echt eine Katastrophe!”
Stadtrat Johann Padutsch von den Grünen erklärt im Zuge einer Pressekonferenz, wie die Stadtregierung künftig den täglichen Fahrradkollaps zu vermeiden gedenkt: “Das Fahren mit Damenrädern ist ab kommender Woche nur noch an ungeraden Tagen erlaubt, Herrenräder dürfen ausschließlich an geraden Tagen unterwegs sein.” Eine eigens geschaffene Fahrradpolizei wird die strikte Einhaltung dieser Regelung kontrollieren. Und um der katastrophalen Parkplatzsituation für Fahrräder in der Innenstadt Herr zu werden, wird in der gesamten Altstadt ein Fahrradparkpickerl eingeführt.
Die Opposition sieht ein komplettes Versagen in einer völlig verkehrten und einseitigen Verkehrspolitik der letzten Jahre. Dazu Stadträtin Barbara Unterkofler von den NEOS: “Kein Wunder, dass in Salzburg in Sachen Autoverkehr nichts weitergeht, liegt in der Stadt doch seit Jahren der Fokus ausschließlich auf dem Fahrrad! Es ist höchst an der Zeit, dass die Fahrradlobby in ihre Schranken gewiesen wird und auf den überdimensionierten Radwegen endlich eigene Autospuren errichtet werden!”
Ob die angekündigten Maßnahmen dazu beitragen werden, dass die Salzburger in Hinkunft wieder halbwegs zügig mit ihrem Rad ans Ziel kommen und die drastische Fahrradparkplatzsituation entspannt werden kann, muss sich erst zeigen. Wer es sich leisten kann, der geht ohnehin zu Fuß!