Kurz nachdem ein Buch einer Wiener Mittelschullehrerin über Probleme mit dem konservativen Islam im Unterricht für viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gesorgt hatte, kam gestern ein weiteres Buch mit dem Titel ‘Sittenverfall im Klassenzimmer’ in den Handel, das den ernüchternden Alltag an Kärntner Schulen beschreibt. Auch dieses Buch dürfte für einigen Zündstoff sorgen. Denn der Bericht einer Lehrerin an der Brennpunktschule Porcia in Spittal an der Drau zeichnet ein düsteres Bild: Völlig desinteressierte und gleichgültige Schüler, Respektlosigkeit, mangelnde Seriösität! Bildungsminister Heinz Faßmann kündigte umgehend an, die Probleme ab dem kommenden Schuljahr mittels eigener Benimmförderklassen lösen zu wollen.
Die Autorin Gerlinde S. beschreibt in ihrem Buch einen deprimierenden Alltag an Kärntens Schulen: “Die Kinder interessieren sich praktisch für gar nichts mehr außer ihrem Handy. Im Geschichteunterricht beispielsweise erntet man lediglich bewusst zur Schau gestelltes Gähnen! Versucht man über politische Themen zu diskutieren, blicken die Schüler alle paar Sekunden ostentativ auf ihre Uhr und zeigen so, was sie vom Unterricht halten. Fordert man von den Schülern mehr Ernst ein, blödeln sie erst recht herum und schneiden diverse Faxen. Wenn sie einen nachäffen, hat man das Gefühl, man habe es mit Fünfjährigen zu tun! Bei so einem Unterricht kommt natürlich nichts Gscheites raus. Und das Ganze ist bei Gott kein Migrationsthema – in erster Linie fallen die einheimischen Kinder ungut auf!”
Dieser Zustand an ihrer Schule sei nicht neu. Laut Gerlinde S. hätten die Probleme bereits in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts begonnen. Seither weise sie und weitere Pädagogen aus ganz Kärnten immer wieder auf den zunehmenden Sittenverfall der Schüler hin. Doch geschehen sei bis dato nichts. Bei Klassentreffen mit ehemaligen Schülern zeige sich außerdem häufig, dass diese auch heute noch nicht wirklich viel gescheiter bzw. erwachsen geworden seien – sozusagen eine verlorene Generation!
Auf ein offenes Ohr dürfte die Kärntner Pädagogin mit ihrem Buch hingegen bei Bildungsminister Heinz Faßmann gestoßen sein. Er möchte das Problem so rasch als möglich anpacken und setzt dabei auf separate Benimmförderklassen: “Wir müssen den Kindern in diesen Klassen die Werte und Regeln des Zusammenlebens in Österreich vermitteln. Erst wenn sich die Kinder ausreichend zu benehmen wissen, können sie wieder in den normalen Regelklassen unterrichtet werden.” Kärnten soll dabei als Modellregion dienen. Bereits ab dem kommenden Schuljahr sollen die angekündigten Förderklassen dort flächendeckend eingeführt und im Anschluss evaluiert werden, so der Bildungsminister.