Wer kennt ihn nicht: Dr. Kevin Brown! In immer neuen Varianten verspricht der wohl bekannteste Nachlassverwalter der Welt seit Jahren ausgewählten E-Mail-Empfängern exakt 12,5 Millionen Dollar – gelegentlich auch Euro. Weniger bekannt hingegen ist Dr. Browns Schöpfer, der Steirer Markus Reisenberger, einer der aktivsten Autoren in der Spam-Kreativbranche. Wie er begrüßen viele seiner Artgenossen die kürzlich im EU-Parlament beschlossene Urheberrechtsreform, die – so die Hoffnung der Mail-Autoren – auch in der Spam-Szene geistiges Eigentum besser schützen soll.
Reisenberger, der sein mittlerweile 42-semestriges Germanistik-Studium mit niveauvollen Spam-Mails und gelegentlichen Spam-Übersetzungen mehr schlecht als recht finanziert, zur Copyright-Reform der EU: “Der von mir konzipierte Dr. Kevin Brown wurde über die Jahre hinweg tausendfach ohne Quellenangaben illegal kopiert und verändert. Wenn ich jedes Mal die mir eigentlicht zustehenden Tantiemen erhalten hätte, hätte ich wahrscheinlich mittlerweile tatsächlich 12,5 Millionen Euro auf meinem Konto!”
Der millionenschwere nigerianische Prinz, der ohne Erben geblieben war und am Sterbebett seinen Nachlassveralter Dr. Kevin Brown mit der Suche nach jemanden für seine Hinterlassenschaft beauftragt hatte, geht auf den steirischen Spam-Literaten zurück und wurde von ihm über die Jahre hinweg behutsam und stilvoll variiert.
Der amerikanische Milliardär, der bei einem Flugzeugabsturz auf tragische Art und Weise ums Leben gekommen ist und für den nun ebenfalls ein Dr. Kevin Brown – hin und wieder auch in der Person eines Henry Smith – einen Erben aufspüren soll, ist hingegen reinstes Plagiat, wie Reisenberger verärgert bemerkt: “Da wird geistiges Eigentum missbraucht und jede Menge Schund produziert! Wir Spam-Autoren wurden leider bisher überhaupt nicht vor derlei illegalen Praktiken im Internet geschützt!”
Mit der EU-Urheberrechtsreform und dem Einsatz der umstrittenen Upload-Filter erhoffen sich Reisenberger und weitere namhafte Spam-Lyriker, dass ihre phantasievollen Lotto-Gewinnbenachrichtigungen, Penisvergrößerungsversprechen & Co. in Hinkunft vor ungewollter Gratisverbreitung geschützt werden.
Mag sein, dass das eine oder andere lustige Video in Zukunft nicht mehr seinen Weg auf YouTube finden wird. In Sachen Spam sorgt die neue EU-Richtlinie allerdings künftig für geordnetere Verhältnisse. Und dafür, dass Sie nicht länger auf die meist ausländischen Betrüger und ihre plumpen Fälschungen hereinfallen!