Gewerkschaft und Arbeitgeber sorgten gestern Abend mit ihrer ungewohnt raschen Kollektivvertragseinigung für eine faustdicke Überraschung. Während sich die Verhandlungen in der Vergangenheit stets äußerst zäh und so gut wie nie ohne zugehörige Streikdrohungen gestalteten, einigte man sich heuer bereits nach der ersten Verhandlung: Die rund 130.000 Beschäftigen in der Metalltechnischen Industrie erhalten ab November ein Plus von 1,45%!
Wurde die für viele Beobachter völlig unerwartete Blitz-Einigung nach außen mit den außergewöhnlichen Umständen in Folge der Corona-Pandemie begründet, dürfte das überraschende Ergebnis bereits nach nur einer Verhandlungsrunde in Wahrheit einen ganz anderen Grund gehabt haben: Tofu!
Insider kennen das jahrzehntelang geübte Prozedere bei Kollektivvertragsverhandlungen genau: Es werden für beide Seiten unrealistische Forderungen auf den Tisch gelegt, bei jedem Treffen fliegen pro forma ein wenig die Fetzen und es wird bis spät in die Nacht diskutiert, ehe dann bei einem gepflegten gemeinsamen Würstelessen die weiteren Verhandlungsrunden durchaus amikal besprochen werden.
Doch heuer griffen die Arbeitgeber offenbar ganz tief in die Trickkiste: Während die Verhandlungsteilnehmer nach dem üblichen Theaterdonner bereits sehnsüchtig die gemeinsame Würsetlzeremonie herbeisehnten, dürfte dem nicht eingeweihten Teil der Verhandler die Kinnlade ziemlich weit heruntergefallen sein: Statt Frankfurter, Debreziner und scharfem Senf samt Krügel wurden Tofuscheiben und stilles Mineralwasser kredenzt!
Der Wechsel auf dem Speiseplan wurde seitens der Arbeitgeber mit dem Klimawandel begründet. Und man werde auch bei den kommenden Verhandlungsrunden mit gutem und veganen Beispiel vorangehen, so FMTI-Obmann Christian Knill, der die Arbeitgeberseite vertritt. Nach kurzer interner Abstimmung einigte sich die Gewerkschaftsseite auf die ohnehin bereits im Vorfeld fixierten 1,45% und verzichtete freiwillig auf die zuvor eigentlich ausgemachten zusätzlichen Verhandlungsrunden.
Einen Erfolg konnte der gewerkschaftliche Chefverhandler Rainer Wimmer dann doch noch verbuchen: Die Metaller-Lohnrunden im kommenden Jahr werden gleich direkt bei einem Würstelstand in der Wiener Innenstadt stattfinden!